Missverständnisse stoppen und Brücken bauen.
Autorin: Nathaly Parker, Coach und Kommunikationstrainerin in der coachBAR Frankfurt am Main und online.
Sieben Kommunikations-Tipps für Gespräche nach einer wilden Fahrt im Gedankenkarussell.
Häufig bricht unsere Kommunikation zu anderen ab, weil wir uns missverstehen.
Der Abbruch ist ein klares Signal, dass etwas schief gegangen ist und nun unangenehme Gedanken und Gefühle zwischen den beiden Gesprächsparteien den Kommunikationsfluss abschneiden.
Gefühle wie Scham, Schuld, Wut, Ärger, Angst Überforderung, Ungerechtigkeit, Frechheit, Abwehr, bis hin zu „ist mir doch egal“ und Ignoranz reißen einen tiefen Graben.
Gleich nebendran entsteht eine Mauer an Gedanken und Bewertungen der erlebten Dialaogsituation. Und hier spielt keine Rolle, was tatsächlich gesagt wurde, denn nicht kommunizieren ist bekanntlich nach Paul Watzlawick nicht möglich. Hier türmen sich Bewertungen, Interpretationen, Vermutungen, Vorwürfe, Abwertungen, Selbstabwertungen, Kritik, Selbstkritik, Fragen, mögliche Antworten und vieles mehr. Und das Gedankenkarussell ist im vollen Gange. Was tatsächlich war, ist kaum noch zu identifitzieren.
Wenn jeder so einen Graben gräbt und so eine Mauer baut, ist viel zu tun, um eine Brücke zu errichten.
Dieser Brückenbau beginnt immer bei uns selbst in unseren Gedanken. Indem wir uns selbst lenken können wir zumindest die Sicht und hoffentlich auch den Weg wieder Stück für Stück freiräumen. Es ist auf jeden Fall einen engagierten Versuch wert, um erfolgreich und erfüllt miteinander zu leben und zu arbeiten.
Ganz wichtig, bevor es mit den Tipps los geht, was auch immer wir in der Kommunikation verbessern und erreichen wollen, aus meiner Erfahrung sind WhatsAPP oder ähnliche Messenger nicht das erfolgsbringende Tool. Die Nachriten sind verkürzt, es fehlt das Gesicht, der direkte Kontakt und Austausch und das Tor für Missverständnisse ist noch viel weiter offen als bei jedem direkten Gespräch. Wer wirklich Missverständnisse vermeiden und etwas ordnen möchte, sollte sich die Mühe machen, den direkten face to face Austausch zu suchen. Wenn wir uns zusätzlich in die Augen sehen, wirkt das anders, als wenn wir uns nur hören oder nur schreiben.
Kommunikations-Tipp 1: Zustimmen:
Erstmal dürfen wir aufhören uns zu ärgern, auch über das „overthinken“. Und das gelingt, wenn wir uns erlauben zuzustimmen, dass es dieses Mal eben genau so gelaufen ist. Leichter gesagt als getan. Jetzt hilft tiefes Durchatmen und sich auch laut zu sagen: Jetzt gerade ist es so!
Wie wäre es sich selbst Verständnis entgegenzubringen:
„Ja, das ist blöd/schwer/traurig/ärgerlich… und jetzt gerade ist es ebenso!“
Atmen und aufrichten: Kopf hoch, gerader Rücken, Schultern runter, Blick nach oben und vorne.
Zustimmen ist ein wichtiger erster Schritt, denn Ungeschehen machen können wir Vergangenes, Gedanken nicht: Was gesagt wurde, wurde gesagt, was getan oder versäumt wurde, wurde getan oder versäumt, was wir dachten, haben wir gedacht. So ist es jetzt! Und es muss nicht für immer so bleiben. Nicht jede Konsequenz ist(un-) korrigierbar und selbst wenn, können wir wählen, mit welcher Haltung wir damit umgehen wollen. Nur wenn wir dem Vergangenen zustimmen, sind wir frei für den nächsten Schritt: Die Gegenwart und Zukunft bewusst neu zu gestalten.
Kommunikations-Tipp 2: Überprüfen:
Ich kann nur jetzt schauen, was ich jetzt damit machen möchte.
Dazu brauche ich einen klaren Blick: Was war wirklich, real messbar los und was sind alles meine Interpretationen? Was geschieht, wenn ich die Interpretationen weglasse? Was geschieht, wenn ich es aus einer anderen Perspektive betrachte?
Kommunikations-Tipp 3: Raus aus der Opferrolle
Was geschieht, wenn ich auch selbst Verantwortung übernehme und mir mal ganz ehrlich anschaue, was ich gerade von dieser Situation habe bzw. dazu beigetragen haben und wo ich selbst nicht für mich eingestanden bin, nicht klar genug war.
Und jetzt geht es nicht darum zu denken: „Ich bin ja so blöd!“ und sich selbst schlecht zu machen. Es geht nur darum ehrlich zu sein. Eine Erkenntnis zur Situation und zum eigenen Verhalten zu finden.
Kommunikations-Tipp 4. Erkenntnisse und Geschenke sammeln
Vielleicht war nicht alles schlecht in der vorangegagenen Situation. Wichtig ist es sich an seine Stärken zu erinnern und Potentiale zu entdecken. Also:
- Was hat schon gut funktinoert?
- Und was hat noch nicht funktioniert?
- Was war meine Herausforderung?… in Bezug auf meine Haltung, Kommunikation oder Kompetenz?
- Und wo ist noch Potential? Welche mir bekannten Kommunikationsregeln habe ich übersehen?
- Was sind meine Bedürfnisse?
- Was ändert sich, wenn ich meine Bedürfnisse achte und für sie eintrete?
- Was sind die Bedürfnisse des andern?
- Was ändert sich, wenn ich seine/ihre Bedürfnisse verstehe?
- Was will ich erreichen?
- Und welchen kleinen ersten machbaren Schritt kann ich dafür (auf den anderen zu-) gehen?
Kommunikations-Tipp 5: Vervollständigen
Den Mut zu haben Situation zu vervollständigen, schließt einen noch offenen Kommunikationskreis und beruhigt so unser Nervensystem. Ziel ist es, die Kommunikation souverän wieder aufnehmen und gegenseitiges Verständnis und Klarheit zu schaffen.
Meist hilft hier schon
- Ein interessiertes Nachfragen: Wie hattest Du das eigentlich gemeint?
- Überprüfendes Nachfragen: Ich bin nicht sicher, ob wir uns richtig verstanden hatten…? Ich bin nicht sicher, was das heißt…? Wie hast Du es gemeint?
- Ich-Botschaften statt vorwursvolle Du Botschaften mit Formulierungen wie: Auf mich hat das so gewirkt wie…, bei mir kam an, dass,… ich hatte einen Gedanken/ Gefühl wie…
- Zuhören, ohne zu unterbrechen ist hilfreich. Wirklich hinhören, dabei bleiben, statt innerlich die eigene Rechtfertigung zu planen.
- Empathie statt gleich Lösungen oder Gegenargumente anbringen.
Erst wenn sich der andere gewertschätzt und verstanden fühlt, ist der Weg frei die Richtung zu wechseln.
Wenn es nicht ums rechthaben geht, sondern ums verstehen, um eine Lösung, dann wird das Gespräch leichter.
Kommunikations-Tipp 6: Gefühle ernst nehmen – Bedürfnisse erkennen
Ja, manchmal fühlen wir uns ungerecht behandelt, überfordert, ohnmächtig, wütend… und drücken es weg, tun so als wäre nichts,… und es ist doch ganz viel los, was früher oder später sicher hochkommt und eine große Rolle spielen wird. Manchmal merken wir es einfach nicht, wie wir in die Opferrolle hineinschlüpfen und uns ohnmöchtig schwindlig denken und fühlen.
Die Konsequenz ist meist Rückzug oder Angriff. Manchmal wählen wir hinter dem Rücken den eigenen Schmerz mit anderen zu teilen, die damit nichts zu tun haben, um sich Bestätigung zu holen, statt Verantwortung für eine gute und direkte Klärung zu übernehmen mit der Person, die es betrifft. Sich mal krass formuliert bei anderen „auszukotzen“ ist weder für den angenehm, der es anhören muss noch bringt eine wirklich positive Veränderung der Situation.
Besser wäre, wenn wir beim ersten Anzeichen eines unguten Gefühls, wie Wut, innehalten würden und uns fragen: Welches meiner Bedürfnisse wird gerade von mir oder anderen übersehen? Dann können wir die negativ Spirale schneller Stoppen. Was brauche ich jetzt? Von mir? Von anderen? Wann und wie kann ich es mir selbst geben oder andere darum bitten?
Wenn ich hier ehrlich mit mir und anderen bin, brauche ich nicht in eine Karussellfahrt einzusteigen, sondern kann echte Verbundenheit mit mir und möglicherweise auch mit anderen herstellen.
Kommunikations-Tipp 7: Stopp das Gedankenkarussell!
Atmung, Haltung und Kommunikation sind die Schlüssel, die das Gedankenkarussell und die schlechten Gefühle stoppen. Empathie haben, die Perspektive wechseln, positiv denken, diese Techniken können wir durch Training erlernen.
Hier geht’s zu einem Artikel: Gedankenkarussell stoppen! Ein paar Erklärungen und siebenkonkrete Tipps.
In Coachings können wir uns auf die Schliche kommen und neue, funktionale Strategien für unser Denken und Handeln entwickeln. Häufig sehen wir nicht, an welcher Stelle wir mit dem Brückenbauen anfangen sollten, wo die Quick Wins liegen und wo wir sauber und tiefer arbeiten sollten. Bei einer echten Brücke würden wir einen Ingenieur beauftragen, und bei uns selbst? Die Zusammenarbeit mit einem Coach spart Zeit, Nerven und schafft schnellere Ergebnisse. Klar können wir es auch alleine versuchen, gemeinsam geht es schneller und leichter :)
Nathaly Parker, Coach und Kommunikationstrainerin in Frankfurt am Main
In der CoachBAR in Frankfurt am Main schaffe ich einen kleinen Zeit-Raum für große Veränderungen. Durch mehr Klarheit, Selbstverständnis und Selbstwirksamkeit für berufliche und private Themen entdecken Sie neue Wege, die sich nicht nur gut „an-denken“, sondern auch gut anfühlen. Und durch Haltungs- und Kommunikationstraining können Sie Ihre Ziele noch souveräner und stressfreier erreichen und Ihrer Vision einen Weg bahnen und Brücken bauen zu abgerissenen Gesprächen und Gesprächspartnern.